
Die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in Unternehmen nimmt rapide zu. Ob im Marketing, in der Finanzanalyse oder im Personalwesen – KI verändert die Art und Weise, wie wir arbeiten. Mit dieser technologischen Revolution gehen jedoch neue Anforderungen an Unternehmen und Mitarbeitende einher.
Die EU hat mit der KI-Verordnung (AI Act) den weltweit ersten umfassenden Rechtsrahmen für den Einsatz von KI geschaffen. Artikel 4 der Verordnung verpflichtet Unternehmen dazu, sicherzustellen, dass ihr Personal über ausreichende Kompetenz für die Anwendung von Künstlicher Intelligenz verfügt. Diese neue KI-Kompetenzpflicht betrifft nicht nur IT-Fachkräfte, sondern alle Mitarbeitenden, die beruflich mit KI-Systemen in Berührung kommen. Er bedeutet allerdings nicht unbedingt eine Schulungspflicht, wie derzeit oft kolportiert.
Die EU KI-Verordnung und die neue Kompetenzpflicht
„Die Anbieter und Betreiber von KI-Systemen ergreifen Maßnahmen, um nach bestem Wissen und Gewissen sicherzustellen, dass ihr Personal und andere Personen, die in ihrem Auftrag mit dem Betrieb und der Nutzung von KI-Systemen befasst sind, über ausreichende KI-Kompetenz verfügen, wobei ihre technischen Kenntnisse, ihre Erfahrung, ihre Aus- und Weiterbildung und der Kontext, in dem die KI-Systeme eingesetzt werden sollen, sowie die Personen oder Personengruppen, bei denen die KI-Systeme eingesetzt werden sollen, berücksichtigt werden.“
Der EU AI Act verfolgt zwei Hauptziele:
- Schutz und Regulierung: Die Verordnung legt Regeln fest, um potenzielle Risiken durch KI zu minimieren.
- Förderung der Wettbewerbsfähigkeit: Unternehmen in der EU sollen ermutigt werden, KI gezielt und verantwortungsbewusst einzusetzen.
Seit dem 2. Februar 2025 ist die Regelung in Kraft. Die EU-Kommission plant, bis Mai 2025 weitere konkrete Leitlinien zur Umsetzung zu veröffentlichen.
Was bedeutet KI-Kompetenz?
Die Verordnung definiert KI-Kompetenz nicht exakt, nennt aber die sachkundige Nutzung von KI als Grundvoraussetzung. Daraus ergeben sich fünf zentrale Kompetenzbereiche:
- Technisches Verständnis: Grundlagenwissen über KI-Modelle und deren Funktionsweise.
- Rechtliches Wissen: Kenntnis der EU-KI-Verordnung, Datenschutz und Haftungsfragen.
- Ethisches Bewusstsein: Verständnis für Verzerrungen (Bias) und diskriminierungsfreie KI-Nutzung.
- Chancen- und Risikobewertung: Identifikation sinnvoller Einsatzmöglichkeiten.
- Praxisnahe Anwendung: Effiziente Nutzung von KI-Tools im Arbeitsalltag.
Wie kann das Personalwesen die KI-Kompetenz sicherstellen?
1. Schulungen und Weiterbildung
Ein bewährtes Modell ist ein KI-Führerschein, z. B. ein vierwöchiges Schulungsprogramm mit:
- Täglichen Mikroaufgaben
- Wöchentlichen Live-Sessions
- Unternehmensspezifischer Beratung
2. Change Management
Die Einführung von KI erfordert auch eine Anpassung der Unternehmenskultur:
- Transparenz schaffen: Mitarbeitende frühzeitig einbinden.
- Erfolgserlebnisse ermöglichen: Kleine KI-Anwendungen als Einstieg.
- Regelmäßigen Austausch fördern: Interne KI-Communities schaffen.
3. Dokumentation und Compliance
Unternehmen sollten Schulungen und den KI-Einsatz dokumentieren, um Nachweise für die Kompetenzpflicht zu erbringen. Dazu gehören (nicht zwingend) Zertifikate, interne Richtlinien und regelmäßige Updates.
KI-Kompetenz als kontinuierlicher Prozess
Die rasante Entwicklung von KI-Technologien macht es unmöglich, mit einer einmaligen Schulung langfristig KI-kompetent zu bleiben. KI-Modelle verändern sich binnen weniger Monate, neue Tools entstehen fast täglich, und gesetzliche Rahmenbedingungen werden kontinuierlich angepasst.
Deshalb muss KI-Literacy als permanenter Lernprozess etabliert werden – vergleichbar mit der kontinuierlichen Weiterbildung in Datenschutz oder IT-Sicherheit. Unternehmen sollten darauf setzen, regelmäßige Updates, Micro-Learnings und praxisnahe Workshops fest in ihre Weiterbildungskonzepte zu integrieren.
Fazit
Die KI-Kompetenzpflicht ist mehr als eine regulatorische Vorgabe – sie ist eine Chance für Unternehmen, sich zukunftssicher aufzustellen. Personalabteilungen spielen dabei eine Schlüsselrolle, indem sie Schulungsprogramme implementieren, Change-Management begleiten und Compliance sicherstellen.
Unternehmen, die frühzeitig in Weiterbildung investieren, schaffen nicht nur Rechtssicherheit – sie bleiben langfristig wettbewerbsfähig.
Was besagt Artikel 4 der EU-KI-Verordnung?
Artikel 4 verpflichtet Unternehmen, sicherzustellen, dass ihr Personal KI sachkundig und kompetent einsetzen kann.
Wen betrifft die KI-Kompetenzpflicht?
Alle Unternehmen, die KI beruflich nutzen, unabhängig von ihrer Größe oder Branche.
Wie kann KI-Kompetenz in Unternehmen aufgebaut werden?
Durch Schulungen wie den KI-Führerschein, Change-Management-Programme und regelmäßige Fortbildungen.
Ab wann gilt die KI-Kompetenzpflicht?
Seit dem 2. Februar 2025, mit weiteren Konkretisierungen durch die EU-Kommission ab Mai 2025.
Gibt es Strafen für Verstöße gegen Artikel 4?
Derzeit sind keine direkten Strafen vorgesehen, jedoch könnten Unternehmen haftbar gemacht werden, wenn fehlerhafter KI-Einsatz Schäden verursacht.