Die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz auf den Arbeitsmarkt

von | Feb. 19, 2025 | News, Zukunft der Arbeit

Die zunehmende Verbreitung generativer Künstlicher Intelligenz (KI) verändert die Arbeitswelt grundlegend. Die Ergebnisse der US-amerikanischen Studie „The Labor Market Effects of Generative Artificial Intelligence“ von Jonathan S. Hartley, Filip Jolevski, Vitor Melo und Brendan Moore aus dem Dezember 2024 zeigen die Auswirkungen auf verschiedene Berufsgruppen, die langfristigen Veränderungen der Arbeitskultur sowie die neuen Anforderungen an Qualifikationen.

Methodik der Studie

Die Befragung wurde im Dezember 2024 mit Unterstützung von IncQuery durchgeführt und basiert auf einer Zufallsstichprobe, die demografisch gewichtet wurde. Ziel war es, die Nutzung generativer KI im Arbeitsalltag sowie deren Auswirkungen auf verschiedene Berufsgruppen, Einkommensklassen und Branchen zu erfassen. Dabei wurden Fragen zur Häufigkeit der Nutzung, den spezifischen Aufgabenbereichen und der wahrgenommenen Produktivitätssteigerung gestellt.

Zentrale Ergebnisse

Verbreitung von Generativer KI

  • 30,1 % der Befragten gaben an, seit der öffentlichen Verfügbarkeit von Generativer KI diese am Arbeitsplatz genutzt zu haben.
  • Unter den Nutzern verwenden etwa 33 % die Technologie täglich, während 17-18 % sie zwei bis drei Tage pro Woche einsetzen.
  • Die Nutzung erfolgt jedoch meist intermittierend und umfasst im Durchschnitt weniger als 15 Stunden pro Woche.

Demografische Unterschiede

  • Bildung: Fast 50 % der Personen mit einem Hochschulabschluss setzen Generative KI ein, während es bei Personen mit einem High-School-Abschluss oder weniger nur etwa 20 % sind (Zitat: „Nearly 50% of those in the sample with a graduate degree use Generative AI“).
  • Einkommen: Die Nutzung steigt ab einem Einkommen von 50.000 USD deutlich an. Fast 50 % der Befragten mit einem Jahresgehalt über 200.000 USD verwenden Generative KI (Zitat: „Nearly 50% of workers making above $200,000 annually use Generative AI at work“).
  • Geschlecht: 38 % der Männer nutzen Generative KI im Vergleich zu 27,8 % der Frauen (Zitat: „38.0% of men report to use Generative AI at work in the sample while 27.8% of women report to use Generative AI at work“).
  • Ethnische Gruppen: Die Nutzung ist bei hispanischen Befragten am höchsten (58,4 %), gefolgt von Schwarzen (48,3 %), anderen ethnischen Gruppen und schließlich Weißen (50 %). Die Studie erklärt diese Unterschiede teilweise durch unterschiedliche Bildungsniveaus, berufliche Tätigkeiten und den Zugang zu digitalen Technologien (Zitat: „Hispanics are most likely to use Generative AI, followed by Black, Other, and White individuals in the sample“).

Branchen mit hoher Nutzung

Branchen wie Informationsdienste, Unternehmensführung, Immobilien, Bauwesen und Bildung weisen die höchste Nutzungsrate auf. In diesen Bereichen wird Generative KI häufig zur Automatisierung von Schreibarbeiten, Datenanalysen und der Kundenkommunikation eingesetzt. Die Studie erklärt die hohe Nutzung durch den Bedarf an Effizienzsteigerung und die zunehmende Integration digitaler Tools.

Im Gegensatz dazu ist die Verwendung in Landwirtschaft, Bergbau und öffentlichen Diensten deutlich geringer. Dies liegt vor allem an der eher physischen Natur der Tätigkeiten und einer geringeren Notwendigkeit für Text- oder Datenverarbeitung. Zusätzlich spielen im öffentlichen Sektor Datenschutzvorgaben eine Rolle.

Beliebteste Tools

ChatGPT von OpenAI ist das am häufigsten verwendete Tool, dicht gefolgt von Gemini von Google. Weitere populäre Anwendungen sind GitHub Copilot und Scribe.

Produktivitätssteigerung durch Generative KI

Nutzer von Generativer KI benötigen im Durchschnitt 30 Minuten, um eine Aufgabe abzuschließen, die ohne KI 90 Minuten in Anspruch nehmen würde. Dies entspricht einer Verdreifachung der Produktivität.

Die häufigsten Aufgaben, bei denen Generative KI eingesetzt wird, sind Schreiben, Kritisches Denken, Programmierung, Technologie-Design, Qualitätskontrolle, Zeitmanagement und Komplexe Problemlösung.

Die meisten Befragten nutzen Generative KI als Unterstützung zur schnelleren Erledigung von Aufgaben (ca. 84 %), während nur 16 % die KI zur vollständigen Erledigung der Aufgabe einsetzen.

Die Studie weist jedoch auch auf mögliche negative Effekte hin, darunter Stress durch erhöhte Arbeitsanforderungen, eine Abhängigkeit von Technologie und die Gefahr des Kompetenzverlusts bei Tätigkeiten, die zunehmend automatisiert werden. Diese Effekte werden anhand konkreter Beispiele illustriert: So berichten einige Befragte von einem Gefühl ständiger Erreichbarkeit und Leistungsdruck, während andere anführen, dass sie bestimmte Fähigkeiten seltener einsetzen und dadurch an Routine verlieren.

Einfluss auf die Arbeitssuche

Über 50 % derjenigen, die in den letzten zwei Jahren arbeitslos waren, haben Generative KI für die Jobsuche genutzt – zum Beispiel zur Erstellung von Lebensläufen, Bewerbungsschreiben und zur Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche.

Prognosen für den Arbeitsmarkt

Die Autoren gehen davon aus, dass Generative KI sowohl als Ergänzung als auch als Substitut für menschliche Arbeitskraft fungieren wird. Besonders niedrigqualifizierte Tätigkeiten sind gefährdet, während hochqualifizierte Arbeitskräfte ihre Produktivität erheblich steigern können. Mittelqualifizierte Arbeitskräfte, deren Tätigkeiten körperliche Interaktion erfordern, sind vermutlich am wenigsten betroffen.

Die Lohnstruktur könnte sich ebenfalls verändern: Die Produktivitätsgewinne durch Generative KI sind am stärksten bei niedrigen und hohen Einkommensgruppen ausgeprägt, während sie in der Mittelklasse geringer ausfallen.

Gleichzeitig warnen die Autoren vor möglichen negativen Konsequenzen. Dazu zählen Arbeitsplatzverluste in stark automatisierbaren Bereichen, wachsende soziale Ungleichheit und der Druck auf weniger qualifizierte Arbeitskräfte. Auch könnten Unternehmen vermehrt in Technologie investieren und dadurch die Nachfrage nach menschlicher Arbeitskraft sinken. Daher betonen sie die Bedeutung gezielter Weiterbildungsmaßnahmen und politischer Unterstützung, um die negativen Auswirkungen abzufedern.

Politische Implikationen

Die Autoren empfehlen, dass die Regierung die Entwicklung von KI-Modellen außerhalb großer Unternehmen finanziell unterstützt und den Zugang zu Open-Source-Modellen fördert.

Darüber hinaus könnte die Schaffung einer staatlichen Regulierungsbehörde für KI in Betracht gezogen werden, um die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und ethische Fragen zu überwachen.

Fazit

Die Studie zeigt, dass Generative KI bereits einen spürbaren Einfluss auf den Arbeitsmarkt hat, vor allem in Bezug auf Produktivität und die Arten der ausgeführten Aufgaben. Während die Technologie für viele Arbeitnehmer eine Unterstützung darstellt, könnte sie langfristig auch zu Verdrängungseffekten führen. Die Autoren betonen die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen, um die langfristigen Auswirkungen auf Löhne, Arbeitsplätze und wirtschaftliches Wachstum besser zu verstehen.

Warum ist die Studie auch für Deutschland relevant?

Die Studie liefert Einblicke in die Auswirkungen von Generativer KI auf den Arbeitsmarkt der USA, die aufgrund vergleichbarer wirtschaftlicher Strukturen auch für Deutschland von Interesse sind. Ähnliche Trends in der Automatisierung und Digitalisierung werden voraussichtlich auch den deutschen Arbeitsmarkt prägen.

Welche Branchen nutzen Generative KI am häufigsten?

Die häufigste Nutzung findet sich in den Bereichen Informationsdienste, Unternehmensführung, Immobilien, Bauwesen und Bildung.

Welche Produktivitätssteigerungen sind durch Generative KI möglich?

Nutzer benötigen im Durchschnitt 30 Minuten für Aufgaben, die ohne KI 90 Minuten dauern. Dies entspricht einer Verdreifachung der Produktivität.

Welche demografischen Gruppen nutzen Generative KI am meisten?

Die höchsten Nutzungsraten finden sich bei Personen mit Hochschulabschluss, höherem Einkommen sowie unter hispanischen und schwarzen Befragten.

Welche negativen Auswirkungen hat Generative KI auf Arbeitnehmer?

Mögliche negative Folgen sind Stress durch erhöhte Arbeitsanforderungen, Abhängigkeit von Technologie und der Verlust von Routinefähigkeiten durch Automatisierung.

Wie unterstützt Generative KI die Jobsuche?

Über 50 % der Arbeitslosen haben Generative KI für die Erstellung von Lebensläufen, Bewerbungsschreiben und die Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche genutzt.

Wie wirkt sich Generative KI langfristig auf den Arbeitsmarkt aus?

Generative KI fungiert sowohl als Ergänzung als auch als Ersatz menschlicher Arbeitskraft. Niedrigqualifizierte Tätigkeiten sind am stärksten gefährdet, während hochqualifizierte Arbeitskräfte ihre Produktivität steigern können.

Welche politischen Maßnahmen werden empfohlen?

Die Autoren empfehlen staatliche Förderung von KI-Modellen außerhalb großer Unternehmen, den Zugang zu Open-Source-Modellen und die Einrichtung einer Regulierungsbehörde für KI.

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