Amazon steht vor dem größten Stellenabbau seiner Geschichte. Bis zu 30.000 Corporate-Positionen sollen wegfallen – darunter zahlreiche HR-Rollen. Während der Konzern Milliarden in Künstliche Intelligenz investiert, geraten Personalabteilungen weltweit unter Anpassungsdruck.
Der US-Technologiekonzern Amazon bereitet nach übereinstimmenden Medienberichten den größten Stellenabbau seiner Unternehmensgeschichte vor. Rund 30.000 Corporate-Positionen, das wären fast zehn Prozent der Büroangestellten, sollen gestrichen werden. Besonders betroffen ist laut Fortune die Personalabteilung, intern „People Experience and Technology“ (PXT) genannt, die um bis zu 15 Prozent reduziert werden könnte.
Investitionen in Künstliche Intelligenz als Haupttreiber
Die Kürzungen erfolgen, während Amazon massiv in den Ausbau seiner KI- und Cloud-Infrastruktur investiert. Nach Angaben aus Konzernkreisen sollen die Kapitalausgaben in diesem Jahr über 100 Milliarden US-Dollar betragen – ein Anstieg um fast 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
CEO Andy Jassy hatte bereits im Juni angekündigt, dass Effizienzgewinne durch den Einsatz von KI langfristig zu einer kleineren Belegschaft führen würden. „Wir werden weniger Menschen brauchen, die einige der heutigen Aufgaben erledigen“, schrieb er damals in einem internen Memo.
Die geplanten Einsparungen sind Teil einer umfassenden Neuausrichtung. Amazon will nach Informationen der New York Times (Paywall) mehrere Milliarden US-Dollar an Betriebskosten senken. Führungskräften in verschiedenen Unternehmensbereichen, darunter auch HR, seien Zielvorgaben übermittelt worden, wonach 10 bis 15 Prozent der personalbezogenen Kosten abgebaut werden sollen.
Auch andere Technologiekonzerne haben zuletzt ähnliche Schritte unternommen
Laut dem Guardian reduzierten Microsoft, Meta und Alphabet in den vergangenen drei Jahren zehntausende Stellen, um ihre Strukturen nach der Pandemie neu auszurichten und Investitionen in Künstliche Intelligenz zu beschleunigen. Der Trend zeigt: KI wird in der gesamten Branche zunehmend als Hebel zur Effizienzsteigerung und Kostensenkung verstanden.
Personalwesen im Fokus der Restrukturierung

Quelle: KI-generiertes Bild
Mit den aktuellen Plänen steht erstmals auch die HR-Organisation selbst im Zentrum der Rationalisierung. Das PXT-Team umfasst weltweit über 10.000 Mitarbeitende und vereint Recruiting, Personalmanagement und HR-Technologie unter einem Dach.
Laut Fortune sollen insbesondere administrative und technologiebezogene Funktionen betroffen sein, also jene Bereiche, in denen KI-gestützte Systeme künftig Routinetätigkeiten automatisieren können.
Für das Personalwesen markiert dieser Schritt einen Wendepunkt: Statt klassische Verwaltungsaufgaben zu übernehmen, soll HR zunehmend strategisch agieren, etwa bei Workforce Planning, Kompetenzentwicklung und dem Einsatz von KI in den eigenen Prozessen.
Abbau von Managementebenen und neue Effizienzprogramme
Parallel zu den Personalmaßnahmen will Amazon interne Strukturen verschlanken. Nach Informationen des Guardian werden mittlere Managementebenen reduziert, um Entscheidungswege zu verkürzen.
Zudem hat der Konzern ein anonymes Beschwerdeportal eingeführt, über das Beschäftigte ineffiziente Abläufe melden können. Laut CEO Jassy gingen bislang rund 1.500 Rückmeldungen ein, aus denen mehr als 450 Prozessänderungen resultierten.
Automatisierung verändert die Beschäftigungsstruktur
Neben den Corporate-Abteilungen betrifft der Wandel auch die operative Logistik. Wie die New York Times weiteer berichtet, plant Amazon, durch Automatisierung und Robotik über die nächsten zehn Jahre auf mehr als 600.000 potenzielle Neueinstellungen in den Warenlagern zu verzichten, obwohl gleichzeitig das Versandvolumen im selben Zeitraum verdoppelt werden soll.
Damit wird der Konzern zu einem Vorreiter einer Entwicklung, die sich branchenübergreifend beobachten lässt: steigende Produktivität bei gleichzeitig sinkender Beschäftigung in bestimmten Funktionsbereichen.
Implikationen für HR und Arbeitsmarkt
Für das Personalwesen ergeben sich daraus zwei zentrale Aufgaben. Erstens: der kurzfristige Umgang mit eigenen Kapazitätskürzungen und Kompetenzverlusten. Zweitens: die langfristige Gestaltung der Transformation, insbesondere durch Re- und Upskilling-Programme, datenbasierte Personalplanung und die Integration von KI in HR-Prozesse.
Fachleute warnen jedoch, dass ein zu starker Fokus auf Effizienz die Unternehmenskultur belasten könnte. Vertrauensvolle Kommunikation und transparente Veränderungsstrategien werden daher zur Schlüsselkompetenz im HR-Management.
Die aktuelle Entwicklung bei Amazon gilt als Signal für den gesamten Technologiesektor. KI wird nicht nur als Produktivitätsmotor, sondern zunehmend auch als Katalysator für organisatorische und personelle Neuausrichtungen verstanden.
Für HR-Verantwortliche stellt sich damit die Frage, wie sie die Chancen der Automatisierung nutzen können, ohne ihre eigene Funktion zu verlieren.
Quellen:
The New York Times (28. Oktober 2025), Fortune (14. Oktober 2025), The Guardian (27. Oktober 2025)
FAQ zu Amazon streicht bis zu 30.000 Stellen – KI beschleunigt auch Umbruch im Personalwesen
Warum streicht Amazon so viele Stellen?
Amazon will seine Betriebskosten deutlich senken und investiert gleichzeitig massiv in Künstliche Intelligenz. CEO Andy Jassy hat angekündigt, dass Effizienzgewinne durch KI langfristig zu einem kleineren Corporate Workforce führen werden.
Wie viele Mitarbeiter sind betroffen?
Laut Medienberichten sollen bis zu 30.000 Corporate-Positionen wegfallen – das entspricht etwa zehn Prozent der Büroangestellten. Besonders stark betroffen ist die Personalabteilung (PXT) mit bis zu 15 Prozent Kürzungen.
Welche Bereiche sind besonders betroffen?
Am stärksten betroffen ist die Personalabteilung, daneben auch einzelne Bereiche des Consumer-Geschäfts und Managementstrukturen. Frühere kleinere Kürzungen trafen unter anderem die Geräte-, Podcast- und AWS-Teams.
Warum trifft der Stellenabbau ausgerechnet die HR-Abteilung?
Viele HR-Aufgaben wie Recruiting, Datenanalyse und Prozesssteuerung lassen sich zunehmend durch KI automatisieren. Amazon setzt verstärkt auf digitale Tools und strukturiert seine HR-Organisation strategisch um.
Wie viel investiert Amazon in KI und Infrastruktur?
Amazon plant laut Unternehmensangaben, über 100 Milliarden US-Dollar in Cloud- und KI-Infrastruktur zu investieren – fast 50 Prozent mehr als im Vorjahr.
Was bedeutet der Stellenabbau für die Zukunft des Personalwesens?
Der Fall Amazon zeigt, dass Personalabteilungen selbst von KI-Transformation betroffen sind. Künftig wird HR stärker datengetrieben, strategisch und auf Re- und Upskilling-Programme ausgerichtet sein.
Wie reagieren andere Tech-Unternehmen?
Auch Microsoft, Meta und Alphabet haben in den vergangenen Jahren zehntausende Stellen abgebaut, um ihre Strukturen an die neuen Anforderungen der KI-Ära anzupassen.
Wann sollen die Kündigungen umgesetzt werden?
Die ersten Entlassungen sollen laut Berichten Ende Oktober 2025 beginnen, weitere könnten im Januar nach der Weihnachtssaison folgen.
Wie wirkt sich die Automatisierung auf Amazons Logistik aus?
Amazon plant, durch Automatisierung in der Logistik über die nächsten zehn Jahre auf mehr als 600.000 Neueinstellungen zu verzichten – trotz steigender Verkaufszahlen.
